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25. Politischer Aschermittwoch 2019

Wenn die Deutschen nach einem Sieg der Bundesliga „Wir sind Weltmeister“ sagen, obwohl sie gar nicht selbst kicken, so sagen die Biberacher jetzt mit nicht weniger Stolz „Wir sind Habeck“. Das war schon ein fulminanter Auftritt,  gespickt mit philosophischen Weisheiten und politischen Alltagstipps, den Robert Habeck beim politischen Aschermittwoch in Biberach hinlegte. Allein die Form des Auftritts zog die ZuhörerInnen in Bann – egal, welcher politischer Couleur sie waren.

 

Wie ein Entertainer bewegte sich Habeck in schwindelerregendem Sprachtempo entlang der Bühne und schleuderte grüne Positionen, verpackt in geniale Satzbildungen, in den Saal.   So lobte er die Initiative von Unternehmern, Geflüchteten durch Arbeit eine Bleibeperspektive zu ermöglichen, damit nicht die Falschen abgeschoben werden.  Denn der Spurwechsel vom Asyl- ins Wirtschaftsrecht müsse gelingen. Wenn eine Gesellschaft hier weiter sei als die Politik, sei dies ein Alarmsignal für jeden, der ein Mandat habe. Er pflichtet den protestierenden Friday for Future- Schülern bei, ermutigte sie, selbst Einträge für ihre Überzeugung in Kauf zu nehmen. Diese Einträge könnten einmal wertvoller als jede Ehrenurkunde der Bundesjugendspiele sein.

 

Kretschmann startete daraufhin seine Rede mit der Bemerkung, er könne den Vorredner nicht toppen, aber statt besser käme jetzt halt langsamer. Aber genau das schätzen die Oberschwaben an ihrem Ministerpräsidenten: Besonnen und gut erklärt, schwierige politische Themen anzupacken und zu vermitteln. Nur schade, dass Habeck die Rede nicht mehr hören konnte. Sie war eine Einführung in knitze Charakterzüge der Schwaben. Schwaben neigten nicht zu eruptiver Übertreibung, so der Ministerpräsident. Statt zu betonen, man lebe in der innovativsten Region Europas sagten die Schwaben höchstens, sie seien auch nicht auf den Kopf gefallen und verstecken bräuchten sie sich auch nicht.

 

Als Kretschmann über den Umgang der AFD mit der türkischstämmigen Landtagspräsidentin Muhterem Aras im Landtag berichtete, wäre die Detailschilderung eigentlich zum Lachen gewesen, wäre sie nicht so bitter ernst. Da passte es und kam im Publikum prima an, dass Kretschmann das Treffen mit dem populistischen ungarischen Außenminister einfach platzen ließ. Rechtspopulisten zeichneten sich durch Pessimismus aus. Demokraten dagegen würden sich durch eine positive Haltung auszeichnen.      

 

Die Reden können hier nochmals angehört werden (Link). 

 

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